ERMITTLUNG  DER  STAND- UND BRUCHSICHERHEIT
 

Bohrwiderstandsmessung

Eine stellenweise verminderte Bruchsicherheit infolge eines inneren Risses, Fäule oder Höhlung zeichnet sich in der Regel durch spezifische Defektsymptome aus. Die Bruchsicherheit wird hier anhand der Holzfestigkeit mittels Bohrwiderstandsmessun-
gen untersucht.

Die Bohrwiderstandsmessungen erfolgen mittels Resistograph. Ein elektrischer An-
trieb schiebt eine Bohrnadel mit speziell beschaffener Schneidenspitze mit konstan-
ter Vortriebsgeschwindigkeit ins Holz, während die dafür benötigte Motorenleistung synchron registriert wird. Je fester das Holz ist, desto grösser ist auch der benötigte Kraftaufwand zur Erhaltung des Vortriebs und umgekehrt.

Artspezifisch ist die Holzfestigkeit unterschiedlich, weshalb zur Interpretation der Messergebnisse gute holzanatomische und baumbiologische Kenntnisse erforderlich sind. Anhand der aufgezeichneten Bohrwiderstandsmesskurve lässt sich das Scha-
denmass im Innern des Baumkörpers feststellen: Ausdehnung und Stadium des Fe-
stigkeitsverlustes werden sichtbar. Daraus leitet sich das Bruchrisiko ab.

Bohrwiderstandsmessung im Bereich einer Höhle mit Fremdbewuchs zur Ermittlung des Holzzustandes in der Restwand

Die Messung hinterlässt einen Bohrkanal von 3 mm Durchmesser im Holz, dessen Öffnung binnen Jahresfrist wieder zuwächst. Die Infekti-
onsgefahr mit einem holzzersetzenden Pilz ist sehr gering. Zum Einen ist die zeitlich befristete Verletzung sehr klein, zum Andern die Bohr-
nadel während des Messvorgangs extrem heiss. Nicht zu verhindern ist jedoch, dass sich eine bereits bestehende Fäule im Innern dem Bohr-
kanal entlang ausweitet. - Dieser negative Begleitumstand muss in Kauf genommen werden, wenn nicht in Unkenntnis des inneren Zustandes falsche Empfehlungen resultieren sollen: aus übertriebener Vorsicht ein unnötiges Fällurteil oder aber die Erhaltung eines akut bruchgefährde-
ten Baumes.

 

 
Beispiel eines Bohrwiderstandsbefundes

Das Holz der Buche ist an dieser visuell intakt aussehenden Messstelle bis auf 30 cm Bohrtiefe gesund, jedoch zu trocken (gelbe Zone). Im inneren Kernbereich befindet sich eine Holzfäule, in deren Zuge das Holz bereits leicht zersetzt worden ist (orange Zone).

 

Die Messstelle liegt im Überwallungswulst seitlich zur grossen Verletzung auf der druckbelasteten Stammseite des schief wachsenden Bau-
mes. Im 10 cm dicken Überwallungsrand ist das Holz intakt und das Dickenwachstum stark gefördert (grüne Zone). Auf der Bohrtiefe von 11.5 cm liegt der Grenzbereich zwischen dem bestehenden Holz zum Zeitpunkt der Verletzung und dem danach gebildeten Überwallungswulst (rosa Zone). Der erhöhte Bohrwiderstand, und damit verbunden höhere Festigkeitswerte im Holz, beruht auf der anatomischen und physiolo-
gischen Abwehrreaktion im Holz gegen eine Ausbreitung der Holzfäule nach Aussen in das jüngere Gewebe. Das alte, weiter innen liegende Holz ist durch die verletzungsbedingte Holzfäule bereits sehr stark zersetzt (rote Zone).

 

Im ausgedehnten Totbereich um den Längsriss, der sich von der Gabel bis in den Stock erstreckt, ist das Holz auf der ganzen Messtiefe von 32 cm bereits stark abgebaut und ohne grosse Tragkraft (rote Zone).

 

Mit weiteren negativen Befunden um den Stamm herum, der Präsenz von Fruchtkörpern eines aggressiven Holzzersetzers am Stamm sowie Fruchtkörper eines andern, allerdings weniger gefährlichen Pilzes an alten, grossen Astabnahmen in der Krone führte das Gutachten zur Fäl-
lung dieser Buche, die am Rand eines stark frequentierten Parks an einer verkehrsreichen Strasse stand.